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und es werde Licht!

Archive for the ‘Philosophie’ Category

Sind Astronomen eigentlich Deterministen?

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Ich hatte mich an anderer Stelle (leider vergessen wo) mal über Rupert Ursin gewundert, der in einem Gespräch glaubhaft vermittelte, dass er noch nie von Dunkler Materie und Dunkler Energie gehört hatte. Verwunderlich war das für mich, da er zu diesem Zeitpunkt grade seine Dissertation „Quantenteleportation über lange Distanzen“ bei Anton Zeitlinger dem Beam-Professor in Wien erfolgreich abgeschlossen hatte. Das scheint aber kein Einzelfall zu sein. Auch in der anderen Richtung scheint es erhebliche Wissenslücken zu geben.

In der ersten Folge des neuen Podcasts elementarfragen.de erzählt Florian Freistetter von scienceblogs über seine Arbeit als Astronom. Die zwei Stunden sind recht unterhaltsam, obwohl sie mir persönlich nicht viel neues brachten. Nach 11:19 Minuten kommt jedoch der Hammer:

… es ist nicht so, dass ich mit der Theorie dann vorhersagen könnte, wer nächste Woche im Lotto gewinnt oder so, obwohl es, prinzipiell wär’s möglich, man müsste dann da so viele Variablen reinstecken, dass man dann wirklich, es eben, äh, rein praktisch nicht durchführbar ist. …

Erstaunlicherweise weist nur ein Kommentator darauf hin, dass diese Idee spätestens seit Heisenberg hinfällig ist, da man nicht alle Zustände aller Beteiligten erfassen kann. Aber selbst wenn man diese Daten hätte, könnte man die Zahlen nicht berechnen, da in den Formeln an jeder Ecke ein π oder zum Beispiel ein 1/3 auftaucht. Beides kann man in Formeln gut verwenden, wenn man aber am Ende wissen will, welche Kugel gezogen wird kann man sie nicht gebrauchen. Und weder heutige Rechner noch zukünftige Quantencomputer sind in der Lage, in endlicher Zeit π zu berechnen und diese Aussage läuft zwar auf ein ‚rein praktisch nicht durchführbar hinaus‘ unterscheidet sich aber doch grundlegend.

Ein Astronom, der die Welt für berechenbar hält (und beim Alter des Universums 3 Nullen übersieht), ein Quantenphysiker, der nicht weiss, dass 95% des Universums nicht – oder nur mittels Gravitation – mit der sichtbaren Materie wechselwirkt? Ich glaube ja, die sollten sich mal wieder zusammensetzen bei einem Tee am Kamin und den Feuerhaken schwingen.

Written by qrios

23. Dezember 2010 at 15:58

Veröffentlicht in Gedankenexperimente, Philosophie

Auch Lesch kann kein Licht ins Dunkel bringen

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Prof. Lesch hat sicherlich für viele Menschen viel Licht ins Dunkel gebracht. Seine Sendungen bei Bayern Alpha und später im ZDF haben über mehr als zehn Jahre einen tiefen Einblick in die Astronomie gebracht. Der neue Blog von Nicolas Semak elementarfragen.de hatte das Glück in seiner zweiten Astronomiefolge Lesch zu interviewen. Eine gute Sendung, die man sich auf jeden Fall anhören sollte. Nicht zuletzt weil Lesch sich herrlich (und vollkommen zu Recht) über Excellence und Akkreditierung im Rahmen des Bologna-Prozesses aufregt.

Kein Licht ins Dunkel konnte Lesch jedoch bringen, warum er an Gott glaubt. Wahrscheinlich muss man das Konzept des Glaubens verstehen um zu begreifen, warum Leute an irgendwelche göttlichen Wesen glauben. Und liest man diesen Artikel hier (inklusive der momentan über 3500! Kommentare), und erfährt, dass in den USA 10% Atheisten leben (WTF? Nur so wenige!) aber in den dortigen Gefängnissen sitzen nur 0,2% Atheisten. Ich würde mal vermuten, dass unter den Wissenschaftlern signifikant mehr Atheisten sind als 10%. Denn, wie könnte man Wissen schaffen, wenn die größte Antriebskraft nicht der Zweifel sondern die Akzeptanz ist?

Written by qrios

21. Dezember 2010 at 12:14

Veröffentlicht in Philosophie

Wir sind Gott!

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Gott hat etliches vollbracht. Nach eigener Aussage hat er dafür sechs Tage gebraucht. Zunächst musste er dafür jedoch den Kalender erfinden. Noch vor Tag und Nacht kam allerdings Oben und Unten respektive Himmel und Erde. Nach Elementen, Pflanzen, Luft- und Wassertieren und den Tieren auf dem Feld kommen am letzten Tag die Menschen.

Ein Game-Entwickler würde nicht wesentlich anders vorgehen (dazu gibt es ein tolles Video von Jesse Schell). Selbst die Unterscheidung zwischen Vögeln und Fischen auf der einen Seite und Vierbeinern auf der anderen ist aus Sicht eines Programmierers durchaus sinnvoll.

Wesentlich abstrakter beschrieben kann man sagen, dass Gott zuerst die Kräfte und damit ein Koordinatensystem definiert hat. In diesem System hat er dann Materie positioniert. Dann folgte die Reproduktion und als letztes die Reflexion. Mittels dieser Reflexion ist es uns möglich, Kräfte, Materie, Reproduktion und selbst die Reflexion zu erkennen.

Aus der Schöpfungsgeschichte selbst wissen wir, dass Erkenntnis gleichbedeutend ist mit dem Akt des Schaffens selbst. Und tatsächlich haben wir mit Wissenschaft und Technik bis auf die Reflexion alles abbilden können. Entweder als theoretisches Modell oder als reale Produkte wie Klonschafe oder genetisch veränderte Bakterien.

Dann können wir uns doch jetzt endlich der Reflexion selbst zuwenden, oder?

Written by qrios

21. Februar 2010 at 02:48

Veröffentlicht in Philosophie

Wir sehen nur, was wir nicht sehen.

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In Ergänzung zu dem etwas kurz gehaltenen Artikel „Wir sehen was wir sehen.„, der nur aus der Überschrift besteht muss man doch noch etwas deutlicher werden. Denn eigentlich sehen wir nicht, was wir sehen, sondern wir sehen durch das was wir nicht sehen.

Wenn Photonen auf einen Körper treffen – z.B. eine Tasse – dann wird, je nach Beschaffenheit der Körperoberfläche, ein Teil Photonen absorbiert und ein Teil so umgelenkt, dass sie in unser Auge treffen. Diese Photonen sind allerdings für unser Sehen nur indirekt entscheidend. Denn wir sind durch sie in der Lage, zur ermitteln, welche Photonen uns der Körper vorenthält. Würde die Oberfläche keine Photonen absorbieren, müssten wir entweder eine Spiegelung der Lichtquelle sehen oder rein weisses und somit diffuses Licht sehen. Dies hängt nur von der Struktur der Oberfläche aber nicht von der Farbe ab (natürlich ist die Grenze hier fliessend).

Written by qrios

13. Februar 2010 at 15:39

Veröffentlicht in Gedankenexperimente, M.D., Philosophie

Wir sehen was wir nicht sehen.

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Written by qrios

11. Februar 2010 at 01:28

Veröffentlicht in M.D., Philosophie

Wir sind sowas von 0.0!

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Auf nerdcore gibts mal wieder eine Youtube-Perle: Neill Blomkamp über Superzivilisationen und Aliens. Bei Neill Blomkamp handelt es sich um den Regisseur von ‚District 9‘. Er spricht in diesem Video über die Suche nach Aliens und die Frage ob es sie überhaupt gibt.

Er nimmt darin Bezug auf die sogenannte Kardaschow-Skala, die den Entwicklungsstand einer Zivilisation auf der Basis ihrer Fähigkeiten, verfügbare Energien zu nutzen, bestimmt. Stufe 1 ist in der Lage den gesamten Energieeintrag auf einem Planeten zu nutzen, Stufe 2 kann alle Energie eines Zentralgestirns nutzen und Stufe 3 den einer gesamten Galaxie.

Als Leser dutzender sowjetischer Zukunftsromane aus den 50ern und 60ern kommt einem die darunter liegende Denkweise vertraut vor. Eine Gesellschaft ist immer nur so gut, wie sie es schafft die verfügbaren Ressourcen auf alle Mitglieder zu verteilen. Ein knappes Gut wird zu Gewinnstreben führen und damit den Unmensch im Menschen zum Vorschein bringen. Wissenschaft und Technik ist die einzige Möglichkeit immer bessere und effizientere Methoden zu entwickeln, um Rohstoffe und Energie möglichst günstig zu fördern. Ergo waren egoistische Wissenschaftler, die ihre Erkenntnisse nicht mit der Gesellschaft teilen auch eines der immerwiederkehrenden Themen in diesen Romanen.

Mit der Kardaschow-Skala habe ich aber aus anderen Gründen verschiedene Probleme. Zuerst einmal sagt die Fähigkeit eine bestimmte Menge an Energie nutzen zu können, nichts über eine Zivilisation oder gar Intelligenz aus. Würde denn ein Planet, welcher komplett von einem Schleimpilz bevölkert ist, der sämtliche Energieeinträge (Wirkungsgrad mal ignoriert, der ja auch bei einer technischen Lösung nicht 100% sein kann) zur eigenen Versorgung nutzt, von einer Zivilisation von Typ I bewohnt sein?

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Written by qrios

6. Februar 2010 at 23:17

Veröffentlicht in Aliens, Philosophie